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Die Stille in uns

Liebe Leserinnen und Leser,

meinen ersten Blogbeitrag (abgesehen von meiner Poesie) möchte ich einem Thema widmen, das oft übersehen wird: der Stille.

Hast du je wirklich in die Stille hineingehorcht? Nicht einfach das Fehlen von Geräuschen, sondern jene tiefe, unnachgiebige Stille, die uns gleichzeitig fasziniert und vielleicht auch erschreckt?

Wir leben in einer Welt, die niemals stillsteht. Selbst wenn wir versuchen, uns zurückzuziehen, wird die Stille oft durchbrochen – von unseren Gedanken, von der Technik, von all den kleinen Ablenkungen, die uns so selbstverständlich erscheinen. Selbst wenn wir den Fernseher ausschalten und das Handy beiseitelegen, bleibt unser Kopf laut. Gedanken strömen herbei, Erinnerungen, Sorgen, unerledigte Aufgaben. Es ist, als könnten wir nie wirklich still sein – weder äußerlich noch innerlich.

Ich kenne das. Aber für mich ist Stille etwas Essenzielles, fast Heiliges.
Ich kann nur schreiben, wenn es still ist.

Es ist, als würde sich mit der Stille ein Tor zu einer anderen Ebene öffnen. Dort finde ich Worte, die ich sonst nicht greifen könnte. Diese Ebene ist nicht immer leicht zugänglich – sie erfordert, dass ich die Unruhe in mir zähme, dass ich die Welt um mich herum ausblende und mich ganz dem Moment hingebe.

In dieser Stille geschieht etwas Magisches: Meine Kreativität erwacht. Ob es Geschichten sind, die in mir leben, Gedichte, die nach Ausdruck verlangen, oder Gedanken, die ich verarbeiten muss – alles findet in der Stille seinen Platz.

Doch diese Ruhe zu erreichen, ist nicht immer einfach. Oft wird sie von Dingen gestört, die ich nicht kontrollieren kann: das Warten auf eine Nachricht, ein unruhiger Geist, die vielen Verpflichtungen des Alltags. Ich habe gelernt, dass ich schreiben muss, wenn es still ist – meist nachts, wenn die Welt schläft und nur die Worte und ich wach sind.

Was mich dabei immer wieder überrascht, ist, wie viel Gefühl in meinen Texten steckt. Manchmal habe ich das Gefühl, ich schreibe nicht nur mit dem Kopf oder der Hand, sondern mit meinem ganzen Herzen, vielleicht sogar mit meiner Seele. Diese Emotionen fließen ungehindert aus mir heraus, als hätten sie nur darauf gewartet, dass die Stille sie befreit.

Das Schreiben in der Stille ist für mich wie eine Therapie, ein Gespräch mit mir selbst. Ich schreibe über das, was mich beschäftigt, über das, was ich fühle – auch wenn es nicht immer leicht ist, die richtigen Worte zu finden. Aber gerade dann, wenn ich es schaffe, mich in dieser Ruhe zu verlieren, entsteht etwas Echtes.

Meine Frage an dich:
Wann hast du das letzte Mal wirklich innegehalten? Wann hast du dir die Zeit genommen, die Welt um dich herum auszuschalten und in die Stille hineinzuhorchen?

Vielleicht fürchtest du, was du dort findest. Vielleicht denkst du, Stille sei einsam oder beängstigend. Aber ich lade dich ein, es auszuprobieren. Lausche dem, was in dir aufsteigt, wenn alles andere schweigt.

Die Stille mag uns herausfordern, aber sie schenkt uns auch etwas Wunderschönes: die Möglichkeit, uns selbst wirklich zu begegnen.

Herzlichst, Anastasia

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